Prekäre Arbeit: Migranten und Frauen am stärksten betroffen

„Die prekären Arbeitsbedingungen und die unmenschlichen Lebensverhältnisse der osteuropäischen Migranten in der deutschen Fleischindustrie werden von der Gesellschaft immer noch als normal akzeptiert", bedauerte Sozialpfarrer Peter Kossen auf dem KAB-Podium beim Katholikentag in Stuttgart.

Mit dem Thema „Arbeit fairteilen – wertvoll arbeiten statt prekär“ konnte die KAB mit Sozialpfarrer Kossen, dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, dem Sozialethiker Bernhard Emunds, der Staatssekretärin Kerstin Griese sowie mit der Theologin Prof. Marianne Heimbach-Steins ein hochkarätiges Podium zum Thema prekäre Arbeit in Deutschland besetzen.

Kossen kritisierte, dass sich besonders die Kirchen ihre kirchlichen Privilegien gesichert und ihre prophetische Aufgabe habe abkaufen lassen. Statt Partei zu ergreifen, statt Anwalt für Migranten zu sein, wurde geschwiegen zu dieser Art von moderner Sklaverei, die nicht nur auf Tönnies, sondern auch auf Firmen wie Westfleisch oder Wiesenhof zutreffe. Es gehe nicht um Unternehmen-Bashing, so Kossen, da es nur Verbesserungen geben könne, wenn mit den Unternehmen zusammengearbeitet wird.

Druck auf die Politik

Menschen wie Sozialpfarrer Kossen seien es, die die Gesellschaft aufrütteln und der Politik Druck machen, so dass wir handeln können, erklärte Kerstin Griese, Staatssekretärin im Bundesarbeitsministerium. „Denn es war nicht einfach, das Arbeitsschutzkontrollgesetz umzusetzen“, erinnerte sich Griese.

Prekäre Arbeit betrifft jeden fünften Arbeitsplatz in Deutschland, so Bernhard Emunds. Bei Frauen sei es sogar jeder vierte. Dabei sei Arbeit zu einem fairen und auskömmlichen Lohn ein wichtiges Prinzip der christlichen Sozialethik, um gesellschaftliche Teilhabe zu garantieren.

Mehr Teilhabe von Männern an der bis jetzt meist von Frauen verrichteten erwerbstätigen und familiären Sorgearbeit forderte Marianne Heimbach-Steins. „Sorgearbeit ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft“, so die Theologin. Um Sorgearbeit für alle Geschlechter zu ermöglichen, müsse Erwerbsarbeitszeit reduziert werden. Prekäre Arbeitsbedingungen finden sich, so Emunds, vielfach unter Migranten oder unter Frauen, wie auch Heimbach-Steins betonte.

Kirchliches Arbeitsrecht überholt

Elternzeit müssen für die Zeit der Kinder und auch später im Alter, wenn Kinder ihre Eltern pflegen, besser geregelt werden, forderte die SPD-Politikerin Griese. Ein wichtiger Schritt sei die bessere Anerkennung der Pflege in der Rente.

Diese Veränderungen müssten auch in der Kirche und bei ihren Beschäftigten gesehen werden, erklärte Bischof Overbeck. „Auch mit Blick auf die verschiedenen Lebensformen ist die Zeit des kirchlichen Arbeitsrechtes – trotz der guten Tarife – vorbei“, so der Ruhrbischof. Angesichts der unterschiedlichen Auffassung unter den Bischöfen kann sich Overbeck auch einen Alleingang vorstellen, an dem sich seine Bischofs-Kollegen dann beteiligen.

Die Podiumsvertreter:innen forderten die Bekämpfung von prekärer Arbeit. Fotos: Rabbe

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